Meister Eckhart

Unser Meister Eckhart ging um diese Zeit im Jahre 1328 heim und so wollen wir heute unseres großen deutschen Mystikers gedenken. Sozusagen einer der ersten bezeugten deutschen Denker. Um 1260 wurde er bei Gotha geboren und entstammte einem ritterlichen Hause. Er wurde Mönch und Gelehrter und wurde 1302 zum Meister der Gotteslehre ernannt. Gegen Ende seines Lebens geriet er mit der Inquisition aneinander und mußte öffentlich so tun als ob er seine Lehren widerriefe. Im Wesentlichen stellt ja das Überstülpen des Christentum über unser deutsches Seelenleben eine Pseudomorphose im Sinne Oswald Spenglers dar:

„Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde alte Kultur so mächtig über dem Lande hegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht ein mal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. Alles was aus der Tiefe eines frühen Seelentums emporsteigt, wird in die Hohlformen des fremden Lebens ergossen; junge Gefühle erstarren in ältlichen Werken und statt des Sichaufreckens in eigener Gestaltungskraft wächst nur der Haß gegen die ferne Gewalt zur Riesengröße.“

Ohne diesen morgenländischen Unfug hätte sich unser Meister Eckhart wohl auf unseren altdeutschen Göttervater Wodan und seinen Sohn, den Lichtgott Baldur (der verdächtiger Weise gegenwärtig ebenfalls im Totenreich weilen soll) seine Gedanken gerichtet. Ebenso wie unser großer deutscher Tondichter Johann Sebastian Bach in seinen Werken unsere altdeutschen Götter gerühmt haben würde. Weshalb unser Meister Eckhart von mir zu seinem Heimgang auch Bachs Messe in H-Moll gespielt bekommt: https://www.youtube.com/watch?v=YFSX9vnMST0 In diesem Sinne sollen auch die Werke unseres Meisters Eckhart wiedergegeben werden. Der Bildersturm ist schließlich eine morgenländische Dummheit. Wer nämlich nicht damit zurecht kommt, daß einmal anders gedacht und geglaubt wurde und deshalb die Zeugnisse der Vergangenheit zu vertilgen sucht, der beweist damit nur die Schwachheit seiner eigenen Lehren. „Vom Schweigen“ lasse ich unseren Meister Eckhart daher nun dem lärmenden Volk ein wenig predigen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Predigten/1.+Vom+Schweigen

„Wir begehen das Fest von der ewigen Geburt, die Gott der Vater geboren hat und ohne Unterlass in der Ewigkeit gebiert, während dieselbe Geburt jetzt in der Zeit und in der Menschennatur sich ereignet. Der heilige Augustin sagt, diese Geburt geschehe immer. So sie aber nicht in mir geschieht, was hilft es mich dann? Denn dass sie in mir geschehe, daran liegt alles. Wir haben ein Wort des Weisen: „Da alle Dinge mitten in einem Schweigen waren, da kam in mich von oben hernieder von dem königlichen Stuhle ein verborgenes Wort.“ Von diesem Wort soll diese Predigt handeln. „Inmitten des Schweigens ward mir zugesprochen ein verborgenes Wort.“ Ach, Herr, wo ist dies Schweigen und wo ist die Stätte, in der dieses Wort gesprochen wird? Es ist in dem Lautersten, das die Seele aufweisen kann, in dem Edelsten, in dem Grunde, ja, in dem Wesen der Seele! Das ist das Mittel: Schweigen; denn da hinein kam nie eine Kreatur oder ein Bild, und die Seele hat da nicht Wirken noch Verstehen, und weiß kein Bild davon, weder von sich selbst noch von irgend welcher Kreatur. Alle Werke, die die Seele wirkt, wirkt sie mit den Kräften. Alles, was sie versteht, versteht sie mit der Vernunft. Wenn sie denkt, tut sie es mit dem Gedächtnis. Wenn sie begehrt, tut sie es mit dem Willen, und dergestalt wirkt sie mit den Kräften und nicht mit dem Wesen. All ihr Wirken nach außen haftet immer an einem Mittel. Die Kraft des Sehens bewirkt sie nur durch die Augen, anders kann sie kein Sehen bewirken oder zustande bringen. Und ebenso ist es mit allen andern Sinnen. All ihr Wirken nach außen bewirkt sie durch ein Mittel. Aber in dem Wesen ist kein Werk, daher hat die Seele im Wesen kein Werk als die Kräfte, mit denen sie wirkt, die fließen aus dem Grunde des Wesens, oder vielmehr: in diesem Grunde ist das Mittel Schweigen, hier ist allein Ruhe und eine Wohnung für diese Geburt und für dieses Werk, dass Gott der Vater allda sein Wort spreche, denn dieses ist von Natur nur dem göttlichen Wesen ohne irgend ein Mittel zugänglich. Gott geht hier in die Seele mit seinem Ganzen, nicht mit seinem Teil. Gott geht hier in den Grund der Seele hinein. Niemand rührt an den Grund der Seele als Gott allein. Die Kreatur kann nicht in den Grund der Seele, sie muss in den Kräften außen bleiben. Da mag sie ihr Bild betrachten, mit Hilfe dessen sie eingezogen ist und Herberge empfangen hat. Denn jedesmal, wenn die Kräfte der Seele mit der Kreatur in Berührung kommen, nehmen und schöpfen sie Bilder und Gleichnisse von der Kreatur und ziehen sie in sich. Auf diese Weise entsteht ihre Kenntnis von der Kreatur. Die Kreatur kann nicht näher in die Seele kommen, und die Seele nähert sich jeder Kreatur nur dadurch, dass sie zunächst willig in sich ein Bild empfängt. Und von dem gegenwärtigen Bild aus nähert sie sich den Kreaturen, denn das Bild ist ein Ding, das die Seele mit den Kräften schöpft. Mag es ein Stein, ein Pferd, ein Mensch oder was immer sonst sein, das sie kennen lernen will, immer nimmt sie das Bild hervor, das sie von ihnen abgezogen hat, und auf diese Weise kann sie sich mit ihnen vereinigen. Aber immer wenn ein Mensch auf diese Weise ein Bild empfängt, muss es notwendigerweise von außen durch die Sinne hereinkommen. Darum ist der Seele kein Ding so unbekannt, wie sie sich selbst. Es sagt ein Meister, die Seele könne von sich kein Bild schöpfen oder abziehen. Darum kann sie sich selbst ganz und gar nicht kennen lernen. Denn Bilder kommen alle durch die Sinne herein: daher kann sie kein Bild von sich selbst haben. Daher kennt sie alle andern Dinge, nur sich selber nicht. Von keinem Ding weiß sie so wenig, wie von sich selbst, um des Mittels willen. Und das müsset ihr auch wissen, dass sie innen frei ist, und ohne alle Mittel und Bilder auskommt, und das ist auch die Ursache, dass sich Gott frei mit ihr vereinigen kann ohne Bilder oder Gleichnisse. Du darfst das nicht lassen, du musst die Möglichkeit, die du einem Meister zugestehst, Gott ohne alle Schranken zugeben. Je weiser aber und mächtiger ein Meister ist, um so unmittelbarer geschieht auch sein Werk und um so einfacher ist es. Der Mensch hat viele Mittel in seinen äußern Werken; bis er diese Werke hervorbringt, wie er sie in sich gebildet hat, dazu gehört viel Vorbereitung. Die Meisterschaft und das Werk des Mondes und der Sonne sind Erleuchten; das tun sie gar schnell. Sobald sie ihren Schein ausgießen, in demselben Augenblick ist die Welt an allen Enden voller Licht. Aber über ihnen ist der Engel, der bedarf noch weniger der Mittel für seine Werke und hat auch weniger Bilder. Der alleroberste Seraphim hat nur noch ein Bild. Alles was die unter ihm Stehenden in Mannigfaltigkeit wahrnehmen, nimmt er in einem wahr. Aber Gott bedarf keines Bildes und hat auch kein Bild: Gott wirkt in der Seele ohne alles Mittel, Bild oder Gleichnis, ja, tief in dem Grunde, wo nie ein Bild hinkam, als er selbst mit seinem eigenen Wesen. Das kann keine Kreatur tun. Wie gebiert Gott Vater seinen Sohn in der Seele? Wie die Kreaturen tun, in Bildern und in Gleichnissen? Wahrlich, nein! sondern: ganz in der Weise, wie er in der Ewigkeit gebiert, nicht minder und nicht mehr. Ja freilich, wie gebiert er da? Merket auf. Seht, Gott Vater hat eine vollkommene Einsicht in sich selbst und ein abgründliches Durchkennen seiner selbst, ohne jedes Bild. Und so gebiert Gott Vater seinen Sohn in wahrer Einsicht göttlicher Natur. Seht, in derselben Weise und in keiner andern gebiert Gott der Vater seinen Sohn im Grunde der Seele und in ihrem Wesen und vereinigt sich also mit ihr. Denn wäre da irgend ein Bild, so wäre keine wahre Einheit da, und an der wahren Einheit liegt all ihre Seelheit und Seligkeit. Es kann gefragt werden, ob diese Geburt besser im Menschen geschehe und vollbracht werde, wenn er sein Werk tue und sich so in Gott hineinbilde und hineindenke, oder wenn er sich in einem Schweigen oder in einer Stille und in einer Ruhe halte und so Gott in ihm spreche und wirke, wenn er also allein auf Gottes Werk in ihm warte? Ich weise darauf hin, meine Reden und Werke sind allein guten und vollkommenen Menschen gewidmet, in denen vor allem das würdige Leben und die edle Lehre unseres Herrn Jesu Christi lebendig ist. Die sollen nun erfahren, dass das Allerbeste und Alleredelste, wozu man in diesem Leben kommen kann, das ist, dass du schweigest und Gott allda wirken und sprechen lassest. Wo alle Kräfte von allen ihren Werken und Bildern abgezogen sind, da wird dies Wort gesprochen. Darum sprach er: »Mitten im Schweigen ward zu mir das heimliche Wort gesprochen.« Und darum, so du alle Kräfte allermeist einziehen kannst und in ein Vergessen aller Dinge und ihrer Bilder geraten, die du je in dich zogst, und je mehr du der Kreatur vergißest, um so näher bist du diesem und um so empfänglicher. Könntest du aller Dinge zumal unwissend werden, ja könntest du in ein Unwissen deines eigenen Lebens kommen, wie es Sankt Paulus geschah, als er sprach: „Ob ich in dem Leib war oder nicht, das weiß ich nicht, Gott aber weiß es wohl“ – da hatte der Geist alle Kräfte so ganz in sich gezogen, dass er des Körpers vergessen hatte, da wirkte weder Gedächtnis noch Verstand, noch die Sinne, noch die Kräfte; ebenso geschah es Moses, da er die vierzig Tage auf dem Berge fastete und doch nicht schwächer wurde – so sollte der Mensch allen Sinnen entweichen und all seine Kräfte nach innen kehren und in ein Vergessen aller Dinge und seiner selber kommen. In diesem Sinne sprach ein Meister zur Seele: zieh dich zurück von der Unruhe äußerer Werke, flieh also und verbirg dich vor dem Gestürm äußerer Werke und inwendiger Gedanken, sie schaffen nur Unfrieden. Aber wenn Gott sein Wort in der Seele sprechen soll, muss sie in Friede und Ruhe sein, und dann spricht er sein Wort und sich selbst in der Seele, nicht ein Bild, sondern sich selbst. Dionysius spricht: Gott hat kein Bild oder Gleichnis seiner selbst, denn „gut“ oder „wahr“ gehört zu seinem Sein. Gott wirkt alle seine Werke in sich selbst und aus sich selbst in einem Augenblick. Du darfst nicht glauben, Gott habe, als er Himmel und Erde und alle Dinge machte, heute eines gemacht und morgen das andre. Zwar schreibt Moses so. Er wusste es gleichwohl viel besser: er tat es nur um der Leute willen, die es nicht anders verstehen und fassen konnten. Gott tat nicht mehr dazu als das eine: er wollte und sie wurden. Gott wirkt ohne Mittel und ohne Bilder. Je mehr du ohne Bild bist, je mehr du seines Einwirkens empfänglich bist, und je mehr du in dich gekehrt und selbstvergessen bist, um so näher bist du diesem. Hierzu ermahnte Dionysius seinen Jünger Timotheus und sprach: Lieber Sohn Timotheus, du sollst mit unbekümmerten Sinnen dich über dich selbst hinausschwingen und über alle deine Kräfte und über Weisen und über Wesen in die verborgene stille Finsternis, auf dass du zu einer Erkenntnis des unbekannten übergöttischen Gottes kommest. Es muss ein Wegsehen von allen Dingen sein. Gott verschmäht es in Bildern zu wirken. Nun könntest du fragen: was wirkt denn Gott ohne Bild im Grund und im Wesen? Das kann ich nicht wissen, denn die Kräfte können nur in Bildern wahr nehmen und müssen alle Dinge in ihrem eigenen Bild wahrnehmen und erkennen. Sie können nicht einen Vogel in eines Menschen Bild erkennen, und darum, da alle Bilder von außen hereinkommen, ist es ihr verborgen, und das ist das allernützlichste. Denn Unwissen bringt sie zum Wundern, und bewirkt es, dass sie diesem nachjagt, denn sie findet wohl, dass es ist, sie weiß nur nicht, wie und was es ist. Wenn aber der Mensch die Ursache der Dinge kennt, sofort ist er auch der Dinge müde und sucht wieder ein andres zu erfahren und hat doch immer einen Jammer, diese Dinge zu wissen und hat doch kein Dabeibleiben, darum: die unerkannte Erkenntnis hält sie bei diesem Bleiben und lässt sie doch nicht zur Ruhe kommen. Davon sprach ein heidnischer Meister ein schönes Wort zu einem andern Meister: Ich werde etwas in mir gewahr, das glänzet in meiner Vernunft; ich merke wohl, dass es etwas ist, aber was es sei, das kann ich nicht verstehen, aber es dünkt mich, wenn ich es begreifen könnte, dann kennte ich alle Wahrheit. Da sprach der andere Meister: Wohlauf, dem folge nach! Denn könntest du es begreifen, so hättest du alles Gute beisammen und hättest ein ewiges Leben. In diesem Sinne sprach auch Sankt Augustin: Ich werde etwas in mir gewahr, das meiner Seele vorspielt und vorschwebt: würde das in mir vollendet und befestigt, das müsste ewiges Leben sein. Es verbirgt sich und tut sich doch kund; es kommt aber auf eine verstohlene Weise, als wolle es der Seele alle Dinge nehmen und stehlen. Aber damit, dass es sich ein wenig zeigt und offenbart, wollte es die Seele reizen und nach sich ziehen und sie ihres Selbst berauben und benehmen. Davon sprach der Prophet: „Herr, nimm ihnen ihren Geist, und gib ihnen dafür deinen Geist.“ Das meinte auch die liebende Seele, als sie sprach: „Meine Seele zerschmolz und zerfloss, als die Liebe ihr Wort sprach: als sie einging, da musste ich hinschwinden.“ Das meinte auch Christus, als er sprach: „Wer etwas um meinetwillen lässt, der wird hundertfältig wieder nehmen, und wer mich haben will, der muss auf sich selbst und auf alle Dinge verzichten, und wer mir dienen will, der muss mir folgen, er darf nicht dem Seinen folgen.“ Nun könntest du sagen: Wahrlich, Herr, ihr wollt den natürlichen Lauf der Seele umkehren! Ihre Natur ist, dass sie durch die Sinne wahrnimmt und in Bildern; wollt ihr die Sache umkehren? Nein! Was weißt du, was für Rangstufen Gott in die Natur gelegt hat, die noch nicht alle beschrieben sind, ja, die noch verborgen sind? Denn die von den Stufen der Seele schrieben, waren noch nicht weiter gekommen, als ihre natürliche Vernunft sie trug; sie waren nicht auf den Grund gekommen, daher musste ihnen viel verborgen sein und blieb ihnen unbekannt. Alle Wahrheit, die die Meister je lehrten mit ihrer eigenen Vernunft und ihrem Verstand oder in Zukunft lehren bis an den jüngsten Tag, die verstanden nie das mindeste von diesem Wissen und diesem Verborgenen. Wenn es schon ein Unwissen heißt und eine Unerkanntheit, so hat es doch mehr in sich drinnen als alles Wissen und Erkennen von außen: denn dies Unwissendes Äußern reizt und zieht dich von allen Wissensdingen und auch von dir selbst. Das meinte Christus, als er sprach: „Wer sich nicht selbst verleugnet und nicht Vater und Mutter lässt und alles was äußerlich ist, der ist meiner nicht würdig.“ Als ob er spräche: Wer nicht alle Äußerlichkeit der Kreaturen lässt, der kann in diese göttliche Geburt weder empfangen noch geboren werden. Ja, wenn du dich deines Selbst beraubst und alles dessen, was äußerlich ist, dann findest du es in Wahrheit. Zu dieser Geburt verhelfe uns Gott, der neu geboren ist in Menschengestalt, dass wir armen Leute in ihm göttlich geboren werden, dazu verhelfe er uns ewiglich…“

12 Gedanken zu “Meister Eckhart

  1. Anno 1328 ging unser Meister Eckhart heim, der als Mystiker in deutschen Landen gar wohl bekannt ist (- oder sollte es zumindest sein, wenn es die (((amerikanische))) Umerziehung nicht gebe). Um dieser ein wenig entgegenzuwirken wollen wir Panzertiere heute aus den Schriften unseres Meister Eckharts vorlesen. Das Christentum stolpert hierbei oftmals über seine eigenen Füße. Da es seinen Gott nicht beim Namen nennt, fällt es uns alten Panzerheiden natürlich leicht, den Leuten nahezulegen, daß unser Meister Eckhart von unserem altdeutschen Göttervater Wodan spricht. Anno 1260 erblickte unser Meister Eckhart bei Gotha das Licht der Erdenwelt. Seinen Meister in Gotteskunde erhielt er 1302. Die Nachteile des Mönchtums erfuhr er gegen Ende seiner Tage mit aller Bitterkeit. Denn er wurde beim Kölner Erzbischof wegen Ketzerei verpetzt und mußte sich von seinen Lehren lossagen. Als wackerer Rittersmann hätte er dem Schlingel einfach die Fehde ansagen und ihm eins mit der Eisenfaust überbraten können. Seine Abhandlung „Von den Stufen der Seele“ lasse ich unseren Meister Eckhart nun zum Besten geben: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche
    Wer zu seiner höchsten Stufe und zur Anschauung des obersten Gutes, das Gott selbst ist, gelangen will, der soll ein Kennen seiner selbst und der Dinge, die über ihm sind, haben, bis zum höchsten, so kommt er zur höchsten reinen Erkenntnis. Darum, lieber Mensch, lerne dich selbst erkennen, denn das ist dir besser als wenn du die Kraft aller Kreaturen erkenntest. Wie du dich selbst erkennen sollst, dafür merke zweierlei Weise. Zum ersten sollst du darauf achten, ob deine äußeren Sinne an ihrer Stelle wohlgeordnet sind. Seht, nun merkt, wie es um unsre äußern Sinne steht. Die Augen sind allzeit ebenso bereit das Böse zu sehen wie das Gute. Ebenso ist das Gute auch von den Ohren zu hören, und ebenso können auch die andern Sinne wahrnehmen. Daher sollt ihr euch eifrig und mit großem Ernst zu guten Dingen zwingen. So viel von äußern Sinnen. Nun vernehmet von den innern Sinnen, das sind die Kräfte einer höheren Stufe, die in der Seele sind, die niedersten und die obersten. Nun erfahret von den niedersten Kräften. Die sind Mittel der obersten Kräfte und der äußeren Sinne. Darum sind sie den äußern Sinnen so nahe gelegen: was das Auge sieht und das Ohr hört, das bringen sie sofort in das Begehren. Ist es dann eine geordnete Sache, so bringt das Begehren es sofort in eine zweite Kraft, die heißt Anschauung. Die schaut es an und bringt es wiederum weiter zur dritten, die heißt Vernünftigkeit. So wird es immer reiner, bevor es in die obersten Kräfte kommt. Die Kraft der Seele steht auf so hoher Stufe, dass sie es ohne Gleichnis und ohne Bild wahrnimmt und es in die obersten Kräfte hinaufträgt. Da wird es im Gedächtnis aufbewahrt und im Verstande verstanden und im Willen erfüllt. Das sind die obersten Kräfte der Seele, und sie sind in einer Natur. Und alles was die Seele wirkt, das wirkt auch die einfache Natur in den Kräften. Nun merkt auf, wie die Seele zu ihrer obersten Stufe und ihrer größten Vollendung kommt. Es sagt ein Meister: Gott wird in die Seele getragen und versetzt. So entspringt ein göttlicher Liebesquell in der Seele, der trägt die Seele zu Gott zurück. Seht, ihr sollt erfahren, wie das sei. Es sagt ein Heiliger: Alles was man von Gott sprechen kann, das ist Gott nicht. Und es spricht ein anderer Heiliger: Alles was man von Gott sprechen kann, das ist Gott. Und endlich spricht ein großer Meister, dass sie beide die Wahrheit sagen. Wie diese drei Heiligen sprechen, so spreche ich das Folgende: Wenn die Seele mit ihrem Verstande etwas vom göttlichen Verstande versteht, so wird es dann sofort dem Willen übergeben. So nimmt es der Wille in sich und wird eins damit und alsdann erst bringt und versetzt er es in das Gedächtnis. Auf diese Weise wird Gott in die Seele getragen und versetzt. Fürwahr, nun vernehmet von dem göttlichen Liebesquell. Er fließt in der Seele über, so dass sich die obersten Kräfte in die niedersten ergießen, und diese ergießen sich in den äußern Menschen und erheben ihn aus aller Niedrigkeit, so dass er nichts wirken mag als geistige Dinge. Wie der Geist wirkt gemäß göttlichen Werken, so muss der äußere Mensch gemäß dem Geiste wirken. O Wunder über Wunder, wenn ich an die Vereinigung denke, die die Seele mit Gott hat! Er macht die Seele wonnefreudig, aus sich selbst zu fließen, denn alle genannten Dinge genügen ihr nicht. Und da sie selbst eine genannte Natur ist, darum genügt sie sich selbst nicht. Der göttliche Liebesquell fließt auf die Seele und zieht sie aus sich selbst in das ungenannte Wesen in ihren ersten Ursprung, der Gott allein ist. Obwohl ihm die Kreatur Namen gegeben hat, so ist er doch an sich selbst ein ungenanntes Wesen. So kommt die Seele in ihre höchste Vollendung. Fürwahr, Herzensfreunde, nun höret weiter von den Stufen der Seele. Es sagt Sankt Augustin: gerade wie es um Gott ist, so ist es auch um die Seele. Seht, wie sie gebildet ist nach dem Bilde der heiligen Dreifaltigkeit, das erfahret bei der Auslegung Gottes. Gott ist dreifach von Personen und ist einfach von Natur. Gott ist auch an allen Orten und an jedem ist Gott zugleich. Das heißt so viel, als ob alle Orte ein Ort Gottes wären. So steht es auch um die Seele. Gott hat Vorsehung aller Dinge und bildet alle Dinge in seiner Vorsehung. Das alles ist Gott natürlich. So steht es auch um die Seele. Sie ist auch dreifach an Kräften und einfach von Natur. Die Seele ist auch in allen Gliedmaßen und in jedem Glied ist sie zugleich. Daher sind alle Glieder ein Ort der Seele. Sie hat auch Vorsehung und bildet die Dinge, die ihr möglich sind. Von allem, was man von Gott sprechen kann, hat die Seele etwas Gleichnis. Nun will ich sprechen von einer reinen Gotteserkenntnis. Ich habe euch im Auge, Bruder und Schwester, weil ihr Gottes allerbeste Freunde seid und ihm allertrautest von allen, die hier zuhören. Das Fließen ist in der Gottheit eine Einheit der drei Personen ohne Unterscheidung. In demselben Fluss fließt der Vater in den Sohn, und der Sohn fließt zurück in den Vater und sie beide fließen in den heiligen Geist, und der heilige Geist fließt zurück in sie beide. Darum spricht der Vater seinen Sohn und spricht sich in seinem Sohne allen Kreaturen, alles in diesem Fließen. Wo sich der Vater wieder in sich zurückwendet, da spricht er sich selbst in sich selbst. Auf diese Weise ist der Fluss in sich selbst zurückgeflossen, wie Sankt Dionysius sagt. Darum ist dieser Fluss in der Gottheit ein Sprechen ohne Wort und ohne Laut, ein Hören ohne Ohren, ein Sehen ohne Augen. Darum spricht sich jede Person in der andern ohne Wort in dem Flusse. Darum ist es ein Fluss ohne Fließen. Hiervon vernehmet ein Gleichnis von der edeln Seele, die hat etwas in sich, was diesem Fluss besonders gleich ist: wo die obersten Kräfte und die Natur eine Eigenschaft tragen, da fließt jede in die andere und spricht sich ohne Wort und ohne Laut. Selig sei die Seele, die da im Anschauung des ewigen Lichtes kommt. Nun könnte man sprechen: Das ist alles schön und wohl gesprochen. Herzensfreund, wie geschieht das nun, dass ich zu der Stufe gelange, von der du geschrieben hast? Seht, ihr müsst wissen: Gott ist was er ist, und was er ist, ist mein, und was mein ist, das liebe ich, und was ich liebe, das liebt mich und zieht mich an sich, und was mich angezogen hat, dem gehöre ich mehr als mir selbst. Seht, darum liebet Gott, dann werdet ihr Gott mit Gott. Davon will ich nichts weiter sagen. Die auf sich selbst verzichtet haben, und Gott in der rechten Entblößtheit nachfolgen, wie könnte das Gott lassen, er muss ja seine Gnade in die Seele gießen, die sich so in der Liebe vernichtet hat. Er gießt seine Gnade in sie und erfüllt sie und gibt sich ihr selbst in Gnaden hin. Da schmückt Gott die Seele mit sich selbst, gerade wie das Gold mit edlem Gestein geschmückt wird. Dann bringt er die Seele in die Anschauung seiner Gottheit. Das geschieht in der Ewigkeit und nicht in der Zeit. Doch hat sie einen Vorgeschmack in der Zeit, dadurch dass hier von diesem heiligen Leben gesprochen worden ist. Das ist darum geschehen, damit ihr das wisst, dass niemand zur höchsten Stufe der Erkenntnis und des Lebens gelangen kann, ohne freiwilliger Armut nachzugehn und den Armen gleich zu sein. Das ist für alle Leute das Allerbeste. Nun loben wir Gott um seiner ewigen Güte willen, und bitten ihn, er möge uns schließlich bei sich aufnehmen. Dazu verhelfe uns der Vater und der Sohn und der heilige Geist…“

    Like

  2. Meister Eckhart, seines Zeichens großer deutscher Mystiker, ist am heutigen Tag im Jahre 1328 heimgegangen. Daher wollen wir Panzertiere ihm heute ein wenig gedenken und tun dies dort das Vortragen seiner mystischen Schriften. Die allerdings einen kleinen Schönheitsfehler namens Christentum haben. Daher müssen wir uns statt Gottvaters unseren Göttervater Wodan, statt des Jesusrindes unseren Lichtgott Baldur, statt der Engel unsere Walküren und statt des Jüngsten Gerichtes unsere Götterdämmerung denken. Außerdem müssen die lebens- und weltverneinende Auffassungen des Christentums durch das Gegenteil ersetzt werden… Doch zu unserem Meister Eckhart, der eigentlich Eckhart von Hochheim heißt und um 1260 bei Gotha als Sproß eines ritterlichen Geschlechtes geboren worden ist. Er wurde Mönch und erlangte 1302 den Meistertitel in der Gottesfurcht. Ab 1325 störten allerlei Neider seine mythischen Kreise und bescherten unserem Meister Eckhart einen Prozeß wegen Ketzerei. Im Rahmen desselbigen mußte sich unser Meister Eckhart von seinen Lehren lossagen. Die Bruchstücke unseres Meister Eckharts trage ich zur Feier des Tages vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Fragmente+und+Spr%C3%BCche/Fragmente
    „1. Alle Kreaturen sind ein Fußstapfen Gottes. 2. Gott ist nicht ein Zerstörer der Natur, er vollbringt sie vielmehr. 3. Der Mensch kann nicht wissen, was Gott ist. Etwas weiß er wohl: was Gott nicht ist. 4. So gewaltig liebt Gott meine Seele, dass sein Wesen und sein Leben daran liegt, dass er mich lieben muss, es sei ihm lieb oder leid. Wer Gott das nähme, dass er mich liebt, der nähme ihm seine Gottheit. 5. Wer Gott seinen Willen gänzlich gibt, der fängt und bindet Gott, dass Gott nichts kann als was der Mensch will. 6. Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe. 7. Gott ist nirgends. Gottes Geringstes, dessen ist alle Kreatur voll, und sein Größtes ist nirgends. 8. Wäre nicht Gott in allen Dingen, die Natur wirkte oder begehrte in keinem Dinge etwas; denn es sei dir lieb oder leid, magst du es wissen oder nicht: die Natur in ihrem Innigsten sucht und meinet Gott. Nie würde ein Mensch, der Durst hat, so sehr nach etwas zu trinken begehren, wenn nicht etwas von Gott darin wäre. Die Natur meinte weder Essen noch Trinken, noch Kleider, noch Bequemlichkeit, noch sonst etwas, wenn nicht Gott darin wäre, und sie jagt und bohrt immer mehr danach, Gott darin zu finden. 9. Verginge das Bild, das nach Gott gebildet ist, so verginge auch das Bild Gottes. 10. Die Vernunft ist eindringend, sie begnügt sich nicht mit Güte oder Weisheit oder Wahrheit und auch nicht mit Gott selbst. Es ist gute Wahrheit, sie begnügt sich so wenig mit Gott wie mit einem Stein oder einem Baum. 11. So wahr das ist, dass Gott Mensch geworden ist, so wahr ist der Mensch Gott geworden. 12. Das ist Gottes Natur, dass er ohne Natur ist. 13. Gott kann, was er will, darum hat er dich sich selbst völlig gleich gemacht und dich zu einem Bild seiner selbst gemacht. Aber »ihm gleich«, das klingt wie etwas Fremdes und etwas Entferntes; darum ist die Seele Gott nicht gleich, sie ist ganz und gar das Gleiche wie er und dasselbe was er ist. Ich weiß und kann nicht weiter, damit sei diese Rede zu Ende. 14. Wenn ich Gott nicht zwinge, dass er alles tut, was ich will, dann gebricht es mir entweder an Demut oder an Sehnsucht. 15. Wo sieht man Gott? Wo nicht Gestern noch Morgen ist, wo ein Heute ist und ein Jetzt, da sieht man Gott. Was ist Gott? Ein Meister spricht: Wenn das notwendig sein muss, dass ich von Gott rede, so sage ich, dass Gottes etwas ist, was kein Sinn begreifen oder erlangen kann: sonst weiß ich nichts von ihm. Ein anderer Meister sagt: Wer das von Gott erkennt, dass er unbekannt ist, der erkennt Gott. Wenn ich in Paris predige, so sage ich und darf es wohl sagen: alle hier in Paris können mit all ihrer Wissenschaft nicht begreifen, was Gott in der geringsten Kreatur, auch nur in einer Mücke, ist. Aber ich sage jetzt: die ganze Welt kann es nicht begreifen. Alles was man von Gott denken kann, das ist Gott ganz und gar nicht. Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist. Was Gott den Engeln ist, das ist gar fern und niemand weiß es. Was Gott in einer gottliebenden Seele ist, das weiß niemand als die Seele, in der er ist. Was Gott in diesen niedern Dingen ist, das weiß ich ein wenig, aber sehr schwach. Wo Gott in der Erkenntnis wohnt, da fällt alle natürliche Sinnlichkeit ab. Dass wir so in ein Licht entrückt werden, das Gott selber ist, um darin in Ewigkeit selig zu sein, das walte Gott, Amen. 16. Das Wort, das Augustin spricht: Was der Mensch liebt, das ist der Mensch, ist folgendermaßen zu verstehen: Liebt er einen Stein, so ist er ein Stein, liebt er einen Menschen, so ist er ein Mensch, liebt er Gott – nun traue ich mich nicht weiter zu sprechen, denn sage ich, dass er dann Gott ist, so könntet ihr mich steinigen wollen. 17. Den gerechten Menschen ist es so ernst mit der Gerechtigkeit, dass sie, gesetzt den Fall, Gott: wäre nicht gerecht, nicht eine Bohne sich um Gott kümmerten. 18. Alle Liebe dieser Welt ist auf Eigenliebe gebaut. Hättest du die gelassen, so hättest du alle Welt gelassen…“

    Like

  3. Unendlich viel hat uns Deutsche das Christentum gekostet. Denn wäre es nicht über uns gekommen, so hätte unsere Dichterin Roswitha von Gandersheim statt christlicher Heiligen-Stücke Trauerspiele über unsere altdeutschen Götter und Helden geschrieben. Ganz so wie es im alten Griechenland die Tragiker taten. Ebenso hätte unser Meister Eckhart seine Mysterien auf Grundlage der Edda erstellt. Doch wollen wir zum einen Schaden nicht noch einen zweiten hinzufügen und uns die Werke unserer Ahnen nicht vom Christentum verleiden lassen. Dieses macht hier sein übles Tun vielfach durch seine Marotten zunichte. Die Christen dürfen nämlich den Namen ihres Gottes nicht aussprechen. Daher können wir Heiden uns hier leicht unsere altdeutschen Götter am Werk denken. Gottvater kann schließlich auch unseren Göttervater Wodan meinen. In diesem Sinne wollen wir auch unserem Meister Eckhart, anläßlich seines Heimganges im Jahre 1328, gedenken. Zumal dieser gegen Ende seines Schaffens der Ketzerei beschuldigt worden und damit umso mehr unser – im Sinne Schillers – ist. Geboren wurde unser Meister Eckhart um 1260 bei Gotha und Meister wird er genannt, weil er 1302 zum Meister der Gotteslehre ernannt worden ist. Haydns Schöpfung soll beim Heimgang unseres Meister Eckhards erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=8BQ2szN8Tkw Eine Stelle aus der Predigt „Vom Unwissen“ habe ich mir von unserem Meister Eckhart ausgesucht und wüßte man es nicht, so käme man nicht auf den Gedanken, daß hier vom Christengott die Rede ist: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Predigten/2.+Vom+Unwissen
    „Hier erhebt sich eine Frage. Da Gott Vater allein im Wesen und im Grund der Seele gebiert und nicht in den Kräften, was geht es die Kräfte an? Was soll ihr Dienst hier, dass sie sich herbemühen und feiern helfen sollen! Wozu ist das not, da in den Kräften nichts geschieht? Das ist gut gefragt. Aber beachte die folgende Unterscheidung. Eine jede Kreatur wirkt ihr Werk um eines Zweckes willen. Der Zweck ist jederzeit das erste in der Meinung und das letzte im Werke. Daher beabsichtigt Gott mit allen seinen Werken einen seelischen Zweck, das heißt: sich selbst, und will die Seele mit all ihren Kräften zu ihrem Zweck führen, das heißt: zu Gott selbst. Darum wirkt Gott all seine Werke, darum gebiert der Vater seinen Sohn in der Seele, dass alle Kräfte der Seele zu ihrem Zwecke kommen. Er trachtet nach allem was in der Seele ist, und ladet es alles zur Bewirtung und zu Hofe. Nun hat sich aber die Seele mit den Kräften nach außen zerteilt und zerstreut, jede in ihr Werk: die Sehkraft in das Auge, die Kraft des Gehörs in das Ohr, die Kraft des Schmeckens in die Zunge, und daher sind ihre Werke um so weniger im stände inwendig zu wirken: denn jede zerteilte Kraft ist unvollkommen. Darum muss sie, wenn sie inwendig kräftig wirken will, alle ihre Kräfte wieder heimrufen und sie von allen zerteilten Dingen zu einem inwendigen Wirken sammeln. Sankt Augustin sagt: Die Seele ist mehr, wo sie liebt als wo sie dem Leib Leben gibt. Ein Gleichnis: Es war einmal ein heidnischer Meister, der hatte sich der Rechenkunst zugewandt, und saß vor Stäben und zählte sie und ging seiner Wissenschaft nach. Da kam einer und zog sein Schwert (er wusste nicht, dass es der Meister war) und sprach: „Sprich schnell, wie du heißest, oder ich töte dich.“ Der Meister war so sehr in sich gekehrt, dass er den Feind nicht sah noch hörte, noch merken konnte, was er wollte. Und als der Feind lange und viel gerufen hatte und der Meister immer noch nicht sprach, da schlug ihm jener den Kopf ab. Dies war um eine natürliche Kunst zu gewinnen. Wie ungleich mehr sollten wir uns allen Dingen entziehen, und alle unsere Kräfte sammeln, um die einige, grenzenlose, ungeschaffene ewige Wahrheit zu schauen und zu erkennen! Hierzu sammle alle deine Vernunft und all dein Nachdenken: kehre das in die Tiefe, worinnen dieser Schatz verborgen liegt. Wisse, wenn dies geschehen soll, musst du allen anderen Werken entfallen und musst in ein Unwissen kommen, wenn du dies finden willst. Es erhebt sich wieder eine Frage. Wäre es nicht angemessener, dass eine jede Kraft ihr eigenes Werk behielte, und dass keine die andre an ihren Werken hindre, und dass sie auch Gott nicht an seinen Werken hindre? In mir kann eine Art kreatürliches Wissen sein, das nichts hindert, wie Gott alle Dinge ohne Hindernis weiß, wie es bei den Seligen der Fall ist. Nun achtet auf den folgenden Unterschied. Die Seligen sehen in Gott ein Bild, und in dem Bild erkennen sie alle Dinge, ja Gott selbst sieht überhaupt nur in sich und erkennt in sich alle Dinge. Er braucht sich nicht von einem zum andern zu wenden, wie wir es müssen. Wäre es so bestellt in diesem Leben, dass wir allezeit einen Spiegel vor uns hätten, in dem wir in einem Augenblick alle Dinge in einem Bilde sähen und erkennten, so wäre uns Wirken und Wissen kein Hindernis. Da wir uns nun aber von einem zum andern wenden müssen, darum können wir uns nicht bei dem einen aufhalten ohne Hinderung des andern. Denn die Seele ist so ganz verbunden mit den Kräften, dass sie mit ihnen überall hinfließt, wo sie hinfließen, denn bei all den Werken, die sie wirken, muss die Seele dabei sein und zwar mit Aufmerksamkeit, sie vermöchten sonst mit all ihrem Wirken ganz und gar nichts. Fließt sie also mit ihrer Aufmerksamkeit äußerlichen Werken zu, so muss sie notwendigerweise um so schwächer bei ihrem inneren Werke sein, denn zu dieser Geburt will und muss Gott eine ledige, unbekümmerte, freie Seele haben, in der nichts sein darf als er allein, und die auf nichts und auf niemanden warten darf als auf ihn allein…“

    Like

  4. Manchmal ist der leidige Gruppenzwang fast ebenso ein altes Scheißhaus wie der Monty. Sicher sollte man dem Christentum keinen Fußbreit Boden einräumen, aber man kann dabei auch zum Schwarzen Ritter werden! https://www.youtube.com/watch?v=7IfsjYVWNaM Dem Christentum selbst noch Luther oder Meister Eckhart streitig zu machen und dies mit Spenglers Pseudomorphose zu begründen, ist wirklich zu viel des Guten. Doch was hilft es? Also: Im Jahre 1328 ging Meister Eckhart heim, der um 1260 bei Gotha geboren wurde, Mönch wurde, zum Meister der Gotteslehre erklärt ward und gegen Ende seines Leben des Ketzerei bezichtigt worden ist. Er gilt als der größte deutsche Mystiker. Bevor ich eine Predigt Meister Eckharts lese, stelle ich zu erst einmal die skandinavische Todesmetallmusik an. https://www.youtube.com/watch?v=e-ZVkESecXk So, und nun die Predigt von der Dunkelheit: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Predigten/3.+Von+der+Dunkelheit
    „Man liest im Evangelium, als unser Herr zwölf Jahre alt war, da ging er mit Maria und Joseph nach Jerusalem in den Tempel, und als sie von dannen gingen, da blieb Jesus im Tempel, ohne dass sie es wussten, und als sie nach Hause kamen und ihn vermissten, suchten sie ihn unter den Bekannten und Unbekannten und unter den Verwandten und in der Menge und fanden ihn nirgends, sie hatten ihn in der Menge verloren und mussten daher wieder hingehen, von wo sie gekommen waren, und als sie wieder an den Anfang kamen, in den Tempel, da fanden sie ihn. So ist es in Wahrheit; willst du diese edle Geburt finden, so musst du alle Menge verlassen und musst zum Anfang zurückkehren und in den Urgrund, von dem du ausgegangen bist. Alle Kräfte der Seele und ihr Werk sind bloß Menge; Gedächtnis, Verstand und Wille vermannigfaltigen sich alle, darum musst du sie alle lassen: Sinnlichkeit, Vorstellungen und alles, worin du dich selbst findest oder suchst. Dann kannst du diese Geburt finden, aber sonst wahrlich nicht. Er ward nie unter Freunden oder Verwandten und Bekannten gefunden, vielmehr verliert man ihn da völlig. Darum haben wir eine Frage hierüber: ob der Mensch diese Geburt etwa finden könne in etlichen Dingen, die zwar göttlich sind, aber von außen hineingetragen durch die Sinne, wie einige Vorstellungen von Gott, zum Beispiel, dass Gott gut, weise, barmherzig oder etwas dergleichen ist, was die Vernunft schöpfen kann und was auch göttlich ist: ob man in all diesem diese Geburt etwa finden könne? In Wahrheit, nein! Obwohl das alles gut und göttlich ist, ist es doch alles von außen durch die Sinne hineingetragen worden: es muss alles von innen auf von Gott herausquellen, wenn diese Geburt eigen und rein hineinleuchten soll, und all dein Werk muss sich hinlegen und all deine Kräfte müssen den seinen dienen und nicht den deinen. Soll dies Werk vollkommen sein, so muss es Gott allein wirken, und du darfst es allein empfangen. Wo du mit deinem Willen und deinem Wissen wahrhaft ausgehst, da gellt Gott wahrhaft und willig mit seinem Wissen ein und leuchtet da in Klarheit. Wo sich Gott aber wissen will, da kann dein Wissen nicht bestehen und zu nichts dienen. Du brauchst nicht zu wähnen, deine Vernunft könne noch so wachsen, dass du Gott erkennen könntest, sondern wenn Gott in dir göttlich leuchten soll, dazu fördert dich ein natürliches Licht keineswegs, es muss vielmehr zu lauter Nichts werden und völlig ausgehen; und dann kann Gott mit seinem Licht hineinleuchten und bringt all das mit sich, das dir ausgegangen ist, und tausendfach mehr, und eine neue Form dazu, die alles in sich schließt. Nun könntest du sagen: „Wahrlich, Herr, was soll dann meine Vernunft, wenn sie so untätig stehn muss ohne alles Wirken? Ist das der nächste Weg, dass ich mein Bewusstsein zu einer unerkannten Erkenntnis erhebe, die es doch nicht geben kann? Denn erkennte ich etwas, so wäre es nicht Unerkanntheit und wäre nicht frei und losgelöst: soll ich denn ganz und gar in Dunkelheit stehen?“ Ja gewiss, du wirst nie besser stehn können als wenn du dich völlig in Dunkelheit und Unwissen setzest. „Ach, Herr, muss ich alles abtun, lässt sich das gar nicht wenden?“ Nein, wahrhaftig, das lässt sich wirklich nicht wenden. „Was ist aber diese Dunkelheit, wie heißt sie oder wie ist ihr Name?“ Ihr Name ist lediglich: Möglichkeit des Empfangens, das der seienden Dinge nicht bedürftig ist und dahin sollst du gebracht werden. Und das lässt sich nicht ändern. Wie die Materie nicht ruhet, bis sie mit allen Formen erfüllt ist, so ruht auch die Vernunft nimmer, bis sie erfüllt ist mit allem, was in ihr möglich ist. Es spricht ein heidnischer Meister: Die Natur hat nichts, was rascher wäre als der Himmel, der überrascht alle Dinge mit seinem Lauf. Aber sicherlich! des Menschen Bewusstsein überrascht ihn noch mit seinem Lauf. Bliebe es in seinem Vermögen wirksam und hielte es sich unverhöhnt und unzerrissen von niedern und groben Dingen, es flöge höher als der höchste Himmel und ließe nimmer ab, es käme in das Allerhöchste und würde da gespeist und geführt von dem allerbesten Gut, das Gott ist…“

    Like

  5. Die (((amerikanische))) Unkultur hat es mit sich gebracht, daß die Leute, wenn sie heute das Wort Meister hören bestenfalls noch an einen Handwerksmeister denken. Vielfach dürften sie aber auch an den Meister Soda aus dem Plastikkrieg der Sterne oder an einen asiatischen Kampfsportlehrer denken. Zu Zeiten unseres alten deutschen Reiches verstand man unter einem Meister einen großen Künstler oder Gelehrten. Zu den letzteren zählt wohl auch unser Meister Eckhart, der als Mystiker im XIII. und XIV. Jahrhundert die Lande unsicher machte. Geboren wurde er um 1260 bei Gotha und heimgegangen ist er 1328. Aus einer ritterlichen Geschlecht stammend schlug er den Weg des Mönchtums ein und erhielt 1302 seinen Meistertitel der Gotteslehre. Es ist ein wahrhaft lustiger Einfall zum Heimgang unseres Meister Eckharts Todesmetallmusik zu hören. Da macht die Karo natürlich mit. Und zwar mit Slayer! https://www.youtube.com/watch?v=nWOwcHhu9rA Immerhin wurde er ja zuletzt der Ketzerei bezichtigt. Es könnte also sein, daß ihr allesamt im Höllenfeuer landet, wenn euch die Karo nun die Predigt „Von stetiger Freude“ vorliest (nur um dann festzustellen, daß das finstere Reich unserer altdeutschen Todesgöttin Hel kalt und nebelig ist und ihr dort gelandet seit, weil ihr den Strohtod gestorben seid, anstatt tapfer im Kampf zu fallen): http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche
    „Die Seele hat etwas in sich, ein Fünklein der Vernüftigkeit, das nimmer erlischt, und in dies Fünklein versetzt man das Bild der Seele als in das oberste Teil des Bewusstseins; und es ist auch ein Erkennen in unsern Seelen, das äußern Dingen nachgeht, nämlich das sinnliche und Verstandeserkennen, das in Gleichnissen und in der Sprache vor sich geht, das verbirgt uns dies. Wie sind wir Söhne Gottes? Das ist, dass wir ein Wesen haben mit ihm. Doch was wir darunter verstehen, dass wir Söhne Gottes sind, das ist zu verstehen von dem äußern Verstehen und von dem innern Verstehen. Das innere Erkennen ist, was sich vernünftig fundieret auf das Wesen unserer Seele. Doch ist es nicht das Wesen der Seele, es ist vielmehr darein gewurzelt und ist etwas vom Leben der Seele. Wir sagen, dass das Verstehen etwas Lebendes der Seele sei, das heißt vernünftiges Leben, und in diesem Leben wird der Mensch geboren zu Gottes Sohn und zu dem ewigen Leben, und dies Erkennen ist ohne Zeit, ohne Raum, und ohne Hier und ohne Jetzt. In diesem Leben sind alle Dinge eins und alle Dinge gemeinsam, alle Dinge alles in allem und allem geeinigt. Gott macht, dass wir ihn selbst erkennen, und sein Wesen ist sein Erkennen, und es ist dasselbe, dass er mich erkennend macht, und dass ich erkenne, und darum ist sein Erkennen mein: wie das, was der Meister lehrt und der Schüler gelehrt wird, ein und dasselbe ist. Und wenn also sein Erkennen mein ist, und wenn seine Substanz sein Erkennen ist und seine Natur und sein Wesen, so folgt daraus, dass sein Wesen und seine Substanz und seine Natur mein ist. Und wenn also seine Substanz, sein Wesen und seine Natur mein ist, so bin ich der Sohn Gottes. Seht, Brüder, welche Liebe uns Gott geschenkt hat, dass wir Sohn Gottes heißen und sein eigen. Merkt, wie wir Söhne Gottes werden: wenn wir dasselbe Wesen haben, das der Sohn hat. Wie ist man der Sohn Gottes oder wie weiß man es, wenn Gott niemandem gleich ist? Das ist wahr. Wenn es also Gottes Natur ist, dass er niemandem gleich ist, so ist es notwendig, dass wir dazu kommen, dass wir nichts sind, auf dass wir in dasselbe Wesen gesetzt werden können, das er selbst ist. Daher kann ich, wenn ich dazu komme, dass ich mich in Nichts umbilde und Nichts in mich umbilde, und hinaustrage und hinauswerfe, was in mir ist, in das reine Wesen des Geistes versetzt werden. Da muss alles ausgetrieben werden, was Gleichnis ist, dass ich in Gott verwandelt werde und eins mit ihm werde und eine Substanz und ein Wesen und eine Natur und der Sohn Gottes. Und wenn das geschehen ist, dann ist nichts in Gott verborgen, was nicht offenbar wird und was nicht mein wird. Denn dann werde ich weise und mächtig und ganz wie er und ein und dasselbe mit ihm. Dann wird Zion ein Wahrsehender, ein wahrer Israel, das heißt ein sehender Mann: Gott, denn ihm ist nichts verborgen in der Gottheit. Da wird der Mensch in Gott geführt. Aber damit mir nichts verborgen bleibe und alles offenbar werde, darf in mir kein Gleichnis und kein Bild mehr vorhanden sein, denn kein Bild kann uns die Gottheit oder sein Wesen öffnen. Bliebe irgend ein Bild in dir oder irgend ein Gleichnis, so würdest du nimmer eins mit Gott. Damit du also mit Gott eins seist, darf nichts in dir eingebildet oder ausgebildet sein, das heißt, alles was in dir verborgen ist, muss offen und hinausgeworfen werden. Es gibt zweierlei Geburt der Menschen: eine in der Welt und eine aus der Welt, das heißt geistig in Gott. Willst du wissen, ob dein Kind geboren werde und ob es entledigt sei, das heißt, ob du zu Gottes Sohn gemacht seist: solange du Leid in deinem Herzen hast um irgend ein Ding [es sei denn um Sünde], solange ist dein Kind nicht geboren. Hast du Herzeleid, so bist du nicht Mutter, du bist vielmehr in der Gebarung und nahe der Geburt. Daran darfst du nicht zweifeln, wenn du traurig bist um dich oder um deinen Freund, so ist es nicht geboren, es ist aber nahe an der Geburt. Aber dann ist es vollkommen geboren, wenn der Mensch von Herzen kein Leid empfindet um irgend ein Ding: dann hat der Mensch das Wesen und die Natur und die Substanz und die Weisheit und die Freude und alles was Gott hat, dann wird dieses Wesen des Sohnes Gottes unser und in uns, und wir kommen in dieses Wesen Gottes. Christus sagt: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und hebe sein Kreuz auf und folge mir.“ Das heißt: Wirf alles Herzeleid hinaus, auf dass in deinem Herzen nichts als stetige Freude sei. Dann ist das Kind geboren. Wenn dieses Kind in mir geboren ist, sähe ich gleich meinen Vater und alle meine Freunde vor meinen Augen tot, mein Herz wäre darum nicht bewegt. Aber würde mein Herz von diesem bewegt, so wäre das Kind in mir nicht geboren, aber vielleicht wäre es nahe der Geburt. Ich sage, Gott und die Engel haben so große Freude über jedes Werk eines guten Menschen, dass dem keine Freude zu vergleichen ist. Darum sage ich: wenn das Kind in dir geboren wird, so hast du so große Freude über jedes gute Werk, das in dieser Welt geschieht, dass deine Freude die allergrößte Stetigkeit wird, so dass sie sich nicht ändert. Und bin ich ganz in das göttliche Wesen verwandelt, so wird Gott mein und alles was er hat. Dann habe ich rechte Freude, die nicht Leid noch Pein von mir nehmen kann, denn dann bin ich in das göttliche Wesen versetzt, wo kein Leiden Platz hat. Wenn du also dazu kommst, dass du um nichts mehr Leid noch Kummer trägst und dass dir alles eine reine Freude ist, dann ist das Kind in Wahrheit geboren. Dass uns dies widerfahre, das walte Gott.“
    Die (((amerikanische))) Umerziehung scheint sich übrigens unseres Meister Eckharts zu bemächtigen versuchen, was ich – panzerdichterisch – natürlich nicht zuzulassen gedenke… https://www.deutschlandfunkkultur.de/gott-ein-nichtgott-eine-nichtperson-ein-nichtbild.1124.de.html?dram:article_id=177062

    Like

  6. Heimgegangen ist Anno 1328 unser Meister Eckhart, der als großer Mystiker in deutschen Landen bekannt ist. Also wollen wir Panzertiere einmal unseren Groll gegen das Christentum beiseite lassen und ein wenig aus seinen Schriften vorlesen. Wobei sich der echte Heide natürlich denkt, daß unser Meister Eckhart unseren altdeutschen Göttervater Wodan meint. Zur Welt kam unser Meister Eckhart Anno 1260 bei Gotha und erlangte Anno 1302 seinen Meister in der Gotteskunde. Seine Neider verpetzten Anno 1325 wegen Ketzerei bei den Kirchenoberen und so mußte unser Meister Eckhart gegen Ende seiner Erdentage seine Lehren widerrufen. Aus seinem Traktat „Gespräch zwischen Schwester Kathrei und dem Beichtvater“ trage ich ein wenig vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/2.+Gespr%C3%A4ch+zwischen+Schwester+Kathrei+und+dem+Beichtvater
    „Der Beichtvater geht oft zu der Tochter und spricht: Sage mir, wie geht es dir jetzt. – Sie spricht: Es geht mir übel, mir ist Himmel und Erde zu eng. – Er bittet sie, ihm etwas zu sagen. Sie spricht: Ich weiß nicht, was so klar ist, dass ich es sagen könnte. – Er spricht: Tu es Gott zulieb, sage mir ein Wort. – Er gewinnt ihr mit vielem Bitten ein Wörtlein ab. Da redete sie mit ihm so wunderbar und so tiefe Sprüche von der nackten Findung göttlicher Wahrheit, dass er spricht: Weißt du, das ist allen Menschen unbekannt, und wäre ich nicht ein so großer Gelehrter, dass ich es selbst in der Gotteswissenschaft gefunden hätte, so wäre es mir auch unbekannt. – Sie spricht: Das gönne ich euch schlecht; ich wollte, ihr hättet’s mit dem Leben gefunden. – Er spricht: Du sollst wissen, dass, ich davon so viel gefunden habe, dass ich es so gut weiß, wie ich es weiß, dass ich heute die Messe gelesen habe. Aber dass ich es nicht mit dem Leben in Besitz genommen habe, das ist mir leid. – Die Tochter spricht: Bittet Gott für mich, und geht wieder in ihre Einsamkeit zurück und verkehrt mit Gott. Es dauert aber nicht lange, so kommt sie wieder vor die Pforte, fragt nach ihrem würdigen Beichtvater und spricht: Herr, freuet euch mit mir, ich bin Gott geworden. – Er spricht: Gott sei gelobt! Geh weg von allen Leuten in deine Einsamkeit, bleibst du Gott, ich gönne ihn dir gern. – Sie ist dem Beichtvater gehorsam und geht in die Kirche in einen Winkel. Da kam sie dazu, dass sie alles dessen vergaß, was je Namen trug, und ward so fern aus sich selbst und aus allen erschaffenen Dingen herausgezogen, dass man sie aus der Kirche tragen musste, und sie lag bis an den dritten Tag, und sie hielten sie für sicherlich tot. Der Beichtvater sprach: Ich glaube nicht, dass sie tot ist. – Wisset, wäre der Beichtvater nicht gewesen, so hätte man sie begraben. Man versuchte es mit allem, was man nur wusste, aber man konnte nicht finden, ob die Seele noch in dem Körper sei. Man sprach: Sie ist sicher tot. – Der Beichtvater sprach: Nein, gewiss nicht. – Am dritten Tag kam die Tochter wieder zu sich. Sie sprach: Ach, ich Arme, bin ich wieder hier? – Der Beichtvater war alsbald da und redete zu ihr und sprach: Lass mich göttlichen Wortes genießen und tue mir kund, was du gefunden. – Sie sprach: Gott weiß wohl, ich kann nicht. Was ich gefunden habe, das kann niemand in Worte fassen. – Er sprach: Hast du nun alles, was du willst? – Sie sprach: Ja, ich bin bewähret. – Er sprach: Wisse, diese Rede höre ich gerne, liebe Tochter, rede weiter. – Sie sprach: Wo ich stehe, da kann keine Kreatur in kreatürlicher Weise hinkommen. – Er sprach: Berichte mich besser. – Sie sprach: Ich bin da, wo ich war, ehe ich geschaffen wurde, da ist bloß Gott und Gott. Da gibt es weder Engel noch Heilige, noch Chöre, noch Himmel. Manche Leute sagen von acht Himmeln und von neun Chören; davon ist da nichts, wo ich bin. Ihr sollt wissen, alles was man so in Worte fasst und den Leuten mit Bildern vorlegt, das ist nichts als ein Mittel zu Gott zu locken. Wisset, dass in Gott nichts ist als Gott; wisset, dass keine Seele in Gott hineinkommen kann, bevor sie nicht, so Gott wird, wie sie Gott war, bevor sie geschaffen wurde. – Er sprach: Liebe Tochter, du sprichst wahr. Nun tu es um Gottes willen und rate mir deinen nächsten Rat, wie ich dazu komme, dass ich dies Gut besitze. – Sie sprach: Ich gebe euch einen getreuen Rat. Ihr wisset wohl, dass alle Kreaturen von Nichts geschaffen sind und wieder zu Nichts werden müssen, ehe sie in ihren Ursprung kommen. – Er sprach: Das ist wahr. – Sie sprach: So ist euch genug gesagt. Prüfet, was ist Nichts ? – Er sprach: Ich weiß, was Nichts ist, und weiß wohl, was weniger ist als Nichts. Das sollst du so verstehn; alle vergänglichen Dinge sind vor Gott nichts. Wer also Vergängliches übt, der ist weniger als Nichts. – Warum? – Er ist des Vergänglichen Knecht. Nichts ist Nichts. Wer dem Nichts dient, ist weniger als Nichts. – Sie sprach: Das ist wahr. Danach richtet euch, wenn ihr zu eurem Gut kommen wollt, und ihr sollt euch vernichten unter euch selbst und unter alle Kreatur, so dass ihr nichts mehr zu tun findet, damit Gott in euch wirken könne. – Er sprach: Du sagst die Wahrheit. Ein Meister spricht: „Wer Gott als seinen Gott liebt und Gott als seinen Gott anbetet und sich damit genügen lässt, das ist für mich ein ungläubiger Mensch.“ – Sie sprach: Selig sei der Meister, der dies je gesprochen hat: er erkannte die Wahrheit. Ihr sollt wissen, wer sich damit genügen lässt, mit dem, was man in Worte fassen kann: Gott ist ein Wort, Himmelreich ist ein Wort; wer nicht weiter kommen will mit den Kräften der Seele, mit Erkenntnis und mit Liebe, als je in Worte gefasst ward, der soll mit Fug ein Ungläubiger heißen…“

    Like

  7. Anno 1328 ging unser Meister Eckhart heim und da wird aus dessen Werken vorgelesen, ohne daß wir Panzertiere damit dem Christentum Vorschub leisten wollen. In selbiges hat sich das mystische Denken unseres Meisters Eckhart eben ergossen. Anno 1260 erblickte er bei Gotha das Licht der Welt. Obwohl er aus einem ritterlichen Geschlecht stammte, wurde er Mönch. Er studierte die Gotteslehre und wurde Anno 1302 zum Meister derselbigen ernannt. Anno 1325 wurde er der Ketzerei bezichtigt und mußte schließlich seine Lehren widerrufen (ohne daß seine Schriften vernichtet worden wären). Seine Abhandlung „Von der Abgeschiedenheit“ habe ich mir von unserem Meister Eckhart ausgesucht: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/3.+Von+der+Abgeschiedenheit
    „Ich habe viele Schriften gelesen, von heidnischen Meistern und von Propheten, und vom alten und neuen Bund, und habe mit Ernst und ganzem Fleiß gesucht, was die beste und höchste Tugend sei, mit der der Mensch sich auf dem nächsten Wege zu Gott verfügen könnte, und mit der der Mensch ganz gleich wäre dem Bilde, wie er in Gott war, indem zwischen ihm und Gott kein Unterschied war, bevor Gott die Kreaturen erschuf. Und wenn ich alle Schriften durchforsche, so gut meine Vernunft zu ergründen und erkennen vermag, so finde ich nichts anderes als reine Abgeschiedenheit, die aller Kreaturen entledigt ist. Darum sprach unser Herr zu Martha: „unum est necessarium“, das heißt so viel wie: wer ungetrübt und rein sein will, der muss eines haben, und das ist Abgeschiedenheit. Die Lehrer loben gar gewaltig die Liebe, wie zum Beispiel Sankt Paulus mit den Worten: „Was ich auch üben mag, habe ich nicht Liebe, so habe ich gar nichts.“ Ich aber lobe die Abgeschiedenheit mehr als alle Liebe. Zum ersten darum, weil das Gute an der Liebe ist, dass sie mich zwingt, Gott zu lieben. Nun ist es viel mehr wert, dass ich Gott zu mir zwinge als dass ich mich zu Gott zwinge. Und das kommt daher, dass meine ewige Seligkeit daran liegt, dass ich und Gott vereinigt werden; denn Gott kann sich passender mir anpassen und besser mit mir vereinigen, als ich mit ihm. Dass Abgeschiedenheit Gott zu mir zwingt, das bewähre ich damit: ein jedes Ding ist doch gerne an seiner natürlichen Eigenstätte. Nun ist Gottes natürliche Eigenstätte Einfachheit und Reinheit; die kommen von der Abgeschiedenheit. Darum muss Gott notwendig sich selbst einem abgeschiedenen Herzen hingeben. – Zum zweiten lobe ich die Abgeschiedenheit mehr als die Liebe, weil die Liebe mich dazu zwingt, alles um Gottes willen auf mich zu nehmen, während die Abgeschiedenheit mich dazu zwingt, dass ich für nichts empfänglich bin als für Gott. Nun steht es aber viel höher, für gar nichts als Gott empfänglich zu sein, als um Gottes willen alles zu tragen. Denn in dem Leiden hat der Mensch noch einen Hinblick auf die Kreatur, von der er zu leiden hat. Die Abgeschiedenheit dagegen ist aller Kreatur entledigt. Dass aber die Abgeschiedenheit für nichts als für Gott empfänglich ist, das beweise ich: denn was empfangen werden soll, dass muss irgendworin empfangen werden. Nun ist aber die Abgeschiedenheit dem Nichts so nahe, dass kein Ding so zierlich ist, dass es in der Abgeschiedenheit enthalten sein kann als Gott allein. Der ist so einfach und zierlich, dass er wohl in dem abgeschiedenen Herzen sich aufhalten kann. Die Meister loben auch die Demut vor vielen andern Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit vor aller Demut, und zwar darum. Die Demut kann ohne die Abgeschiedenheit bleiben; dagegen gibt es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut. Denn vollkommene Demut zielt auf ein Vernichten seiner selbst; nun berührt sich aber die Abgeschiedenheit so nahe mit dem Nichts, dass zwischen ihr und dem Nichts kein Ding mehr sein kann. Daher kann es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne Demut geben, und zwei Tugenden sind immer besser als eine. Der andere Grund, warum ich die Abgeschiedenheit der Demut vorziehe, ist das, dass die vollkommene Demut sich selbst unter alle Kreaturen beugt, und eben damit begibt sich der Mensch aus sich selbst zu den Kreaturen. Aber die Abgeschiedenheit bleibt in sich selbst. Nun aber kann kein Hinausgehen jemals so hoch stehen wie das Darinbleiben in sich selbst. Die vollkommene Abgeschiedenheit achtet auf nichts und neigt sich weder unter noch über eine Kreatur: sie will nicht unten noch oben sein; sie will so für sich selbst verharren, niemand zu Lieb und niemand zu Leid, und will weder Gleichheit noch Ungleichheit, noch dies noch das mit irgend einer Kreatur gemein haben, sie will nichts anderes als allein sein. Daher werden keinerlei Dinge von ihr belästigt. Ich ziehe auch die Abgeschiedenheit allem Mitleid vor, denn das Mitleid ist nichts anderes, als dass der Mensch aus sich selbst heraus zu den Gebresten seines Mitmenschen geht und davon sein Herz betrüben lässt. Dessen steht die Abgeschiedenheit ledig und bleibt in sich selbst und lässt sich durch nichts betrüben. Kurz gesagt: wenn ich alle Tugenden betrachte, so finde ich keine so ganz ohne Fehler und so zu Gott führend wie die Abgeschiedenheit…“

    Like

  8. Anläßlich seines heutigen Heimganges wollen wir unseres Meisters Eckhart gedenken. Dessen mystische Schriften sind allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen, da damals das Christentum in deutschen Landen grassierte. Doch kann man sich statt Gottvater unseren Göttervater Wodan, statt dem Jesusrind unseren Lichtgott Baldur und statt dem Jüngsten Gericht die Götterdämmerung denken… In Gotha kam unser Meister Eckhart um 1260 zur Welt, wurde Mönch und erlangte 1302 den Grad eines Meisters der Gotteslehre. Allen gefielen seine mystischen Gedankengänge allerdings nicht und so hatte er gegen Ende seines Lebens ein Verfahren wegen Ketzerei am Hals. „Von der Überfreude“ lasse ich unseren Meister Eckhart euch ein wenig erzählen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/4.+Von+der+Ueberfreude
    „Wäre weder Hölle noch Himmelreich, dennoch wollte ich Gott, süßer Vater, dich und deine hohe Natur lieben, worin die Dreiheit in der Einheit steht. Seht, jetzt mögt ihr gerne hören von all dem Heimlichen der hohen Natur der Dreieinigkeit. Die Personen sind Gott in ihrer Persönlichkeit, Gottheit gemäß der Natur in der Einheit. Seht, jetzt mögt ihr hören, was Gott und Gottheit ist. Das ist ein Unterschied; den gewahrt meine Seele am Widerschein der hohen Einheit. Die leuchtet in ihr eigenes Wesen ganz ohne Unterschiedenheit. Darin hat sie all ihre Einheit verschlossen und doch mit Unterscheidung der hohen Persönlichkeit. Der Fluss ist ursprünglich, in dem die Einheit lebt; das einig Eine, das in sich selbst in dunkler Stille schwebt, ist ohne ein Bedürfen. Niemand kann es verstehn, doch in seiner Selbstheit ist es offenbar. Das Licht ist das erste in der Ursprünglichkeit, das den Geist hinausführt aus seinem Wesen in die Verborgenheit, allbleibend, eingezogen, in die Dunkelheit versunken. Allda wird er verlocket, allda wird er des Lichtes Dunkelheit entkleidet, allda verliert er beide in der Abgründlichkeit, allda wird das verborgene Wesen, der Geist, in der Einheit entfremdet, und doch ist’s sein Leben. O grundlos tiefer Abgrund, in deiner Tiefe bist du hoch, in deiner Höhe tief! Wie kann das sein? Das ist uns im Abgrund deiner Tiefe verborgen. Doch sagt Sankt Paulus, es soll uns klar werden. In dieser Klarheit ist der Geist über seine Selbstheit, ihn hat die Dreieinigkeit an sich gezogen. Da stirbt der Geist allsterbend im Wunder der Gottheit, denn er hat in der Einheit keine Unterschiedenheit; das Persönliche verliert seinen Namen in der Einheit. Wo der Geist in der Einheit auf nichts beruht, da verliert er in göttlicher Art jedes Mittel. Des Lichts wie der Dunkelheit ist er entledigt, der Materie wie der Form. Ein Fünklein, so nackt, wie es geschaffen ist, ein Nichts von seinem Nichts, das wird vom Etwas seines Nichts eingezogen. Eben das Nichts ist Nacktheit im Wesen der Person, das den Geist wegführt und in die Einheit schweben lässt. In dem Unbegreifen der hohen Einheit, die alle Dinge außer sich in ihrer Selbstheit vernichtet, ist Eins ohne Unterschiedenheit, und doch ein Etwas, das aus ihrer Selbstheit geschaffen ist. Dieses Eine, das ich hier meine, ist wortlos. Eins und Eins vereint leuchtet da nackt in nackt. Wo die zwei Abgründe in einer Gleichheit schweben, gegeistet und entgeistet, da ist ein hohes Wesen; wo sich Gott entgeistet, da ist Dunkelheit in einer unerkannten bekannten Einheit. Das ist uns verborgen in der Tiefe seiner Stille. Alle Kreaturen ergründen nicht das Etwas. Dass wir uns selbst entsinken, des freuen wir uns heute, Und danach sollt ihr trachten immerdar, ihr Leute, Und in das Höchste eilen, das ist die Überfreude…“

    Like

  9. Der Heimgang von unserem Meister Eckhart (1328), seines Zeichens großer deutscher Mystiker. Gerüchten zu folge soll es sogar einen Meister Eckhart Film geben, da dieser aber nicht greifbar ist, kann ich nur mit dieser Fernsehdokumentation dienen: https://www.youtube.com/watch?v=uipE1ioliUI Dazu gibt es die Abhandlung „Die Seele auf der Suche nach Gott“ von unserem Meister Eckhart: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/5.+Die+Seele+auf+der+Suche+nach+Gott
    „Die Gott um Lohn mit äußern Werken dienen, denen soll mit geschaffenen Dingen wie Himmelreich und himmlischen Dingen gelohnt werden. Die aber Gott mit innerlichen Werken dienen, denen soll mit dem gelohnt werden, was ungeschaffen ist, das heißt mit den Werken der heiligen Dreifaltigkeit! Nun pass auf. Zerginge das Feuer, so wäre kein Licht; zerginge die Erde, so wäre kein Leben; zerginge die Luft, so wäre keine Liebe; zerginge das Wasser, so wäre kein Raum. Darum ist Gott nicht Licht noch Leben noch Liebe noch Natur noch Geist noch Schein noch alles, was man in Worte fassen kann. Es ist Gott in Gott, und Gott ist aus Gott geflossen, und Gott befindet sich in sich selbst als Gott und befindet sich in all seinen Kreaturen als Gott und befindet sich insbesondere in einer edeln Seele. Der Vater ist allgewaltig in der Seele, der Sohn allweise, der heilige Geist allliebend in der Seele und er liebt alle Kreaturen in gleicher Liebe. Er zeigt sich ihnen aber ungleich, und dazu ist die Seele geschaffen, dass sie es erkennen soll, wie es ist, und sich in die Reinheit des grundlosen Brunnens göttlicher Natur versenken soll und da wie eins werden mit Gott, so dass sie selbst sagen könnte, sie sei Gott. So abgezogen sollte die Seele in sich selbst sein, dass sie keine gemachten oder genannten Dinge in sich bilden kann, und sollte so entblößt in sich selbst sein, wie Gott aller Namen entblößt ist, und sollte sich über sich selbst in ihren Gott erheben und sich mit ihrem Gott für ihren Gott halten; denn Gott ist weder weiß noch schwarz noch groß noch klein; er hat weder Raum noch Vergangenheit noch Zukunft und die Seele ist ihm nur insofern gleich als sie sich über alle Geschaffenheit hinwegsetzen kann. Die Seele ist eine Kreatur, die alle genannten Dinge empfangen kann, und ungenannte Dinge kann sie nur empfangen, wenn sie so tief in Gott empfangen wird, dass sie selbst namenlos wird. Und das kann dann niemand wissen, ob Gott sie oder sie Gott ergriffen habe. Dionysius sagt, dass Gott sich selbst in ihr begriffen habe und sie so ganz in sich zieht, dass sie in sich selbst nichts mehr ist als Gott. Zu dieser Erkenntnis ist die Seele geschaffen, dass sie mit einem Erguss göttlicher Herrlichkeit in den Grund des grundlosen Brunnens zurückfließen soll, woher sie geflossen ist, und erkennen soll, dass sie an sich selbst nichts ist. Das Wahrste, das uns zugehört, das ist, dass wir erkennen, dass wir von uns selbst aus nichts sind, und dass wir nicht wir selbst sind. Gott hat alle Dinge für sich selbst getan und hat die Seele sich gleich gemacht, damit sie über allen Dingen, unter allen Dingen, in allen Dingen und außerhalb aller Dinge sein könne, und doch ungeteilt in sich selbst bleibe. Doch steht sie auf höherer Stufe, wenn sie in der Wüstung verharrt, wo sie nichts ist und wo kein Werk ist. Sankt Dionysius sagt: Herr, ziehe mich in die Wüste, wo du nicht gebildet bist, damit ich in deiner Wüste alle Bilder verliere. Wenn die Seele so über alle Dinge hinausgegangen ist, so spricht sie: Herr, ziehe mich in die Gottheit, wo du nichts bist, denn alles, was etwas ist, halte ich nicht für Gott. Ihren freien Willen gibt sie Gott und wirft sich in ihre Nacktheit und spricht: Herr, ziehe mich in die Finsternis deiner Gottheit, auf dass ich in der Finsternis all mein Licht verliere: denn alles, was man offenbaren kann, halte ich nicht für Licht. Sie wird so mit Gott vereinigt, dass sie mehr Gott wird, als sie an sich selbst ist. Etwas von Gott ist Gott ganz und gar, und etwas von ihm birgt sein ganzes Wesen. Darum ist er in der niedrigsten Kreatur ebenso vollkommen wie in der obersten. Ein Gleichnis: Der kleinste Zapfen am Fass verschließt alles was darin ist, ebenso gut wie der größte. Darum ruht sein Begreifen auf seiner väterlichen Kraft. Er begreift sich in sich selbst in allen Kreaturen. Und das Begreifen hat er verhüllt mit dem Gewande der Dunkelheit, dass ihn keine Kreatur so begreifen kann, wie er sich selbst in sich selbst begreift. Was die Seele im Licht begreift, das verliert sie in der Dunkelheit. Und doch trachtet sie nach der Dunkelheit, weil sie das Dunkel wegsamer dünkt als das Licht. Allda verliert sie sich und das Licht in der Dunkelheit. Die Kraft, die die Seele zum Ziel bringt und sie aus sich selbst ohne ihr Zutun hinausführt, ist Gott. Ich berühre das Münster, ich führe es aber nicht hinweg. Dass wir Gott Materie, Form und Werk beilegen, geschieht um unserer groben Sinne wegen. Die Meister sagen: ein Licht erleuchtet nicht und hat weder Form noch Materie und ist doch Kreatur. Wer Gott kennen will wie er ist, der muss aller Wissenschaft entledigt sein. Wo Gott weder Zeit noch Wesen hat, da ist er ungenannt. Nun pass auf, wann der Mensch alle Kreatur ist. Wenn er ihrer aller Kraft in sich hat. Wenn der Mensch mit den äußern Sinnen alle körperlichen Dinge erkennt und sich dann abscheidet und doch ohne Berührung darin bleibt, und wenn er mit den innern Sinnen alle geistigen Dinge erkennt und sich dann ebenfalls abscheidet und ohne Berührung darin bleibt: dann erst ist der Mensch alle Kreatur und dann erst ist er zu seiner Natur gekommen und ist bereit in Gott zu gehn. Dass wir Gott nicht finden, das kommt daher: wir suchen ihn mit Gleichnissen, während er doch kein Gleichnis hat. Alles, was die heilige Schrift beibringen kann, ist mehr ihm ungleich als ihm gleich. Darüber sagt Origines, dass die Seele Gott erforschen will, das kommt von ihrem vielen Beobachten. Erkennte sie sich selbst, sie erkennte auch ihren Gott. Dass sich die Seele bildet und ihren Gott bildet, das kommt bei ihr davon, dass sie zu viel beobachtet. Wenn sie in die Gottheit versinkt, da geht ihr alles Beobachten verloren…“

    Like

  10. Geistesgeschichtlich ist die Bedeutung unseres Meister Eckharts wohl sehr hoch anzuschlagen. Manche erblicken in ihm den Wegbereiter von Luthers Reformation und andere sehen in ihm den Begründer unserer deutschen Denkerei, welche die alten Griechen Weisheitsliebe (Philosophie) zu nennen pflegen. Daher ist eine kleine Panzerfeier zu seinem heutigen Heimgang Pflicht. Dieser fand 1328 statt. Als Sohn einer Ritterfamilie wurde er um 1260 bei Gotha geboren. Seinen Meister in der Gotteslehre machte er 1302. Zum Kirchenlehrer hat er es aber nicht gebracht, sondern wurde zuletzt der Ketzerei beschuldigt und sah sich dazu gezwungen seine Lehren zu widerrufen. Die mystische Abhandlung „Von der Überfahrt zur Gottheit“ lasse ich unseren Meister Eckhart nun vortragen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/6.+Von+der+Ueberfahrt+zur+Gottheit
    „Wie die Sonne scheint, so sieht das Auge; dann ist das Auge in der Sonne, und die Sonne im Auge. Wohlauf, mein Freund, nun merke, was ich meine, denn ich traue mich kaum, meine Meinung zu schreiben oder zu reden, weil in den Personen die göttliche Natur ein Spiegel ist, wohin nie Sprache kommt. Soweit sich die Seele über die Sprache erheben kann, so weit macht sie sich dem Spiegel gleich. In dem Spiegel sammelt sich nur Gleiches. Als ich, Herr, in dir war, da war ich unbedürftig in meinem Nichts, und dein Angesicht, dass du mich ansahst, das machte mich bedürftig. Wenn das ein Tod ist, dass die Seele von Gott scheidet, so ist auch das ein Tod, dass sie ans Gott geflossen ist, denn jede Bewegung ist Sterben. Daher sterben wir von Zeit zu Zeit, und die Seele stirbt allsterbend in dem Wunder der Gottheit, da sie göttliche Natur nicht erfassen kann. In dem Nichts stürzt sie hinüber und wird zunichte. In diesem Nichtsein wird sie begraben und mit Unerkenntnis wird sie vereint in den Unbekannten und mit Ungedanken wird sie vereint in den Ungedachten und mit Unliebe wird sie vereint in den Ungeliebten. Was der Tod erfasst, das kann ihm niemand mehr nehmen: er scheidet das Leben vom Körper und scheidet die Seele von Gott und wirft sie in die Gottheit und begräbt sie in ihr, so dass sie allen Kreaturen unbekannt ist. Da wird sie als Verwandelte im Grab vergessen, und sie wird unbegreiflich allen Begreifern. Wie Gott unbegreiflich ist, so unbegreiflich wird sie. So wenig man die Toten begreifen kann, die hier vom Körper sterben, so wenig kann man die Toten begreifen, die in der Gottheit tot sind. Diesen Tod sucht die Seele ewiglich. Wenn die Seele in den drei Personen getötet wird, dann verliert sie ihr Nichte und wird in die Gottheit geworfen. Da findet sie das Antlitz ihres Nichts. Darüber spricht unser Herr: »Meine Unbefleckte, du bist gar schön,« und von der Unbegreiflichkeit seiner Schönheit spricht sie: „Du bist noch schöner.“ Da blickt sie in die geheimen Künste Gottes, dass Gott wunderbarerweise das Nichts bedürftig gemacht hat, und es hat ihm doch nichts geschadet Sankt Dionysius sagt: Das ist kein Wunder, dass Gott die Seelen mit seinem Angesicht bedürftig gemacht hat, wo doch die Sonne ohne weiteres den Maden und den Würmern im faulen Holze Leben gibt. So sieht die Seele Gottes Große an und ihre Kleinheit, und wirft sich aus dem Herzen Gottes und aus allen Kreaturen, und bleibt bei ihrem bloßen Nichts und die göttliche Kraft enthält sie in ihrem Wesen. Sankt Dionysius sagt: Alle Dinge stehn nach dem Gebot Gottes auf Nichts. Und wieder sagt er: Der Blick, der aus Gott in die Seele geht, ist ein Beginn des Glaubens, dass ich glaube, was mir nie offenbart ward. So weit als sich die Seele mit dem Glauben in das unbekannte Gut versenken kann, so weit wird sie eins mit dem unbekannten Gut und wird sich selbst und allen Kreaturen unbekannt. Sie weiß wohl, dass sie ist; aber sie weiß nicht, was sie ist. Wenn sie alles das erkennt, was zu erkennen ist, erst dann kommt sie hinüber in das unbekannte Gut Diese Überfahrt ist manchen Erkennern verborgen. Die Seele ist ihrer Natur nach dergestalt: wo sie irgend ist, da ist sie ganz und gar, in jedem Glied ist sie ganz und gar, und das kommt daher: wo irgend Natur ist, da ist sie ganz und gar. Darum ist die Gottheit an allen Orten und in allen Kreaturen und in jeder ganz und gar. Die ungenaturte Natur naturt nur insoweit als sie sich naturen lässt. Sonst naturt sie nicht, der Vater naturt seinen Sohn in der genaturten Natur, und doch ist der Vater der ungenaturten Natur so nahe wie der genaturten Natur, denn sie ist eins mit ihm. Der Vater ist in der ungenaturten Natur allein und auch der erste in der genaturten Natur. Und in der genaturten Natur ist der Sohn mit dem Vater naturend, und der Sohn naturt den heiligen Geist, und der heilige Geist ist mit dem Vater und dem Sohne in der genaturten Natur und er naturt nicht. In der ungenaturten Natur sind sie eins, und die genaturte Natur unterscheidet die Personen, und die Personen sind so ewig in ihren Personen, wie die ungenaturte Natur in ihrer Natur ist, und die genaturte Natur ist so ewig an sich, wie die ungenaturte Natur, und dies ist nichts als ein Gott und drei Personen, die naturen die Kreatur, jede in ihrer Natur, und geben ihnen Kraft und Werk, wie es ihnen am besten bekommt. Eine jede Kreatur hat ihre Natur so lieb, dass sie keine andere haben wollte. Ein Meister spricht: Könnte Gott von Reue ergriffen werden, so reute ihn, dass er nicht allen Kreaturen göttliche Natur geben konnte. Gott ist an sich selbst ein einfaches Gut und ungeteilt. Alle Namen, die die Seele Gott gibt, nimmt sie aus sich selbst. Er ist dreifaltig und doch eins und allen Kreaturen gemein und er ist den verbrannten Geistern und denen, die im Brande erloschen und in ihm zunichte geworden sind, eine einfache Substanz…“

    Like

  11. Es gab einmal eine Zeit, da war unsere deutsche Mystik derart futuristisch, daß sie doch glatt von der Kirche zur Ketzerei erklärt worden ist. So erging es zumindest unserem Meister Eckhart, dem wir. anläßlich seines heutigen Heimganges 1328. ein wenig gedenken wollen. Im Gotha wurde unser Meister Eckhart um 1260 geboren. Obwohl er einem ritterlichen Geschlecht entstammte, wählte er die Laufbahn eines Mönchs. Seinen Meister in der Gotteslehre erhielt er 1302. Das fremdländische Christentum muß man sich beim Lesen seiner Schriften freilich wegdenken und an dessen Stelle unseren altdeutschen Götterglauben setzten. Sprich, aus de, Gottvater wird unser Göttervater Wodan, aus dem Jesusrind unser Lichtgott Baldur und aus dem Jüngsten Gericht unsere Götterdämmerung. Einen Auszug aus der Predigt „Von der Stadt der Seele“ habe ich mir von unserem Meister Eckhart ausgesucht: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Predigten/5.+Von+der+Stadt+der+Seele
    „Ich sage ferner, dass eine Kraft in der Seele ist, die nicht Zeit noch Fleisch berührt, sie fließt aus dem Geiste und bleibt in dem Geiste und ist ganz geistig. In dieser Kraft ist Gott allzumal grünend und blühend in aller Freude und in aller Ehre, wie er in sich selber ist. Da ist so herzliche Freude und so unbegreiflich große Freude, dass niemand genug davon sagen kann. Denn der ewige Vater gebiert seinen ewigen Sohn in dieser Kraft ohne Unterlass, so dass diese Kraft den Sohn des Vaters mitgebären hilft und sich selber denselben Sohn in der einigen Kraft des Vaters. Und hätte ein Mensch ein ganzes Königreich oder allen Reichtum der Erde, und ließe das rein um Gottes willen und würde einer der ärmsten Menschen, der je auf Erden lebte, und gäbe ihm dann Gott so viel zu leiden, als er je Menschen auferlegt hat, und litte er alles dies bis an seinen Tod, und gäbe ihm dann Gott einen Augenblick zu schallen, wie er in dieser Kraft ist: seine Freude würde so groß, dass all dies Leiden und diese Armut dann noch zu klein wäre. Ja, gäbe ihm Gott gar hernach kein Himmelreich mehr, er hätte dann doch noch zu großen Lohn empfangen für alles, was er je gelitten: denn Gott ist in dieser Kraft wie in dem ewigen Nu. Wäre der Geist allezeit mit Gott in dieser Kraft vereint, der Mensch könnte nicht altern. Denn das Nu, worin Gott den ersten Menschen machte, und das Nu, worin der letzte Mensch vergehen soll, und das Nu, worin ich spreche, die sind gleich in Gott, und es ist nichts als ein Nu. Nun seht, dieser Mensch wohnt in einem Licht mit Gott, darum ist in ihm weder Empfangen noch Nachfolgten, sondern eine gleiche Ewigkeit. Diesem Menschen ist in Wahrheit gar viel abgenommen und alle Dinge stehen wesenhaft in ihm. Darum empfängt er nichts Neues von künftigen Dingen und von keinem Zufall, denn er wohnt in einem Nu, allezeit neu grünend und ohne Unterlass. Solche göttliche Herrlichkeit ist in dieser Kraft. Noch eine Kraft gibt es, die auch unkörperlich ist: sie fließt aus dem Geiste und bleibt im Geiste und ist ganz geistig. In dieser Kraft ist Gott ohne Unterlass glimmend und brennend mit all seinem Reichtum, mit all seiner Süßigkeit und mit all seiner Wonne. Wahrlich, in dieser Kraft ist so große Freude und so große maßlose Wonne, dass niemand wahr genug davon sprechen und künden kann. Ich sage aber, gäbe es einen einzigen Menschen, der hierin einen Augenblick in Wahrheit und vernünftig die Wonne und die Freude schaute: alles was er leiden könnte und was Gott von ihm gelitten haben wollte, das wäre ihm alles wenig und sogar nichtig, ja ich sage: es wäre ihm zumal eine Freude und eine Wohltat. Ich habe manchmal gesagt, es sei eine Kraft im Geiste, die allein frei sei. Zu Zeiten habe ich gesagt, es sei eine Hütte des Geistes; zu Zeiten habe ich gesagt, es sei ein Licht des Geistes; zu Zeiten habe ich gesagt, es sei ein Fünklein. Ich sage aber jetzt: es ist weder dies noch das. Es ist überhaupt kein Etwas; es ist höher über dies und das als der Himmel über der Erde. Darum nenne ich es jetzt in einer edleren Weise als ich es früher nannte, und doch geht es über Edelkeit und Gradunterschiede und Weisen hinaus und ist darüber erhoben. Es ist von allen Namen frei und von allen Formen ganz los, ledig und frei, wie Gott in sich selbst ledig und frei ist. Es ist so ganz eins und einfach, wie Gott eins und einfach ist, dass man auf keine Weise es anschaulich machen kann. Dieselbe Kraft, von der ich gesprochen habe, in der ist Gott blühend und grünend mit all seiner Gottheit und der Geist in Gott, in derselben Kraft, worin der Vater seinen eingeborenen Sohn gebiert, wahrlich wie in sich selber, und der Geist gebiert mit dem Vater denselben Sohn und sich selber, und ist derselbe Sohn in diesem Licht, und ist die Wahrheit. Könntet ihr mit meinem Herzen zuhören, ihr verstündet wohl, was ich spreche, denn es ist wahr, und die Wahrheit spricht es selbst…“
    Dazu gibt es Sebastian Bachs Matthäuspassion zu hören (- wir denken uns dazu einfach, daß unser Tondichter den Tod unseres Lichtgottes Baldur darin besingt)… https://www.youtube.com/watch?v=P21qlB0K-Bs

    Like

  12. „So lernt mir doch meine Weisheit ab: auch das schlimmste Ding hat zwei gute Kehrseiten“ – Sagt Nietzsche und so verhält es sich auch mit den Mönchen. Diese brachten wohl das verderbliche Christentum nach Deutschland, führten aber auch den Weinbau und das Bierbrauen ein. Daher wollen wir Panzertiere auch unserem Meister Eckhart gedenken, der seine Mystik leider auf christlicher Grundlage betrieb. Heimgegangen ist unser Meister Eckhart 1328. Geboren wurde er 1260 bei Gotha. Seinen Meistertitel in der Gotteslehre erhielt er 1302. In einem Prozess wegen Ketzerei sah sich unser Meister Eckhart in seinen letzten Jahren verwickelt und im Rahmen desselbigen mußte er seine Lehren widerrufen. Was uns als Fingerzeig der Vorsehung gelten soll, daß unser Meister Eckhart nicht gänzlich auf dem Holzweg gewesen sein kann. Seine Abhandlung „Vom Zorn der Seele“ trage ich daher nun vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/7.+Vom+Zorn+der+Seele
    „Die liebende Seele wird zornig von ihrer Selbsterkenntnis. Sie hat ein Antlitz empfangen gar kräftiglich und ist rot und zornig wegen dessen, was über ihr geblieben ist, das unerreichbar in Gott zurückbleibt, dass sie alles das nicht ist, was Gott von Natur ist, und dass sie alles das nicht hat, was Gott von Natur hat. Nun sagen die Meister, das sei auch ein arger Zorn, wenn ein Freund seinen Freund selbst und alles was er hat, besitzen will. Die Seele sagt, ihr Zorn sei so grenzenlos, dass er sich nicht mit ihr versöhnen könne. Das Band der Liebe ist ihr allzu stark. Sie spricht: Ach, wer kann mich trösten? Mein Unglück ist gar zu groß! Wäre ich Schöpfer einfach ohne Anfang und ohne Ende, und hätte ich die Kreaturen geschaffen, und wäre er Seele wie ich bin, so wollte ich aus all diesem Wesen herausgehn und wollte sie hereingehn lassen um Gott zu sein, und ich wollte Kreatur werden; und würde das Gott stören, dass er sein Wesen von mir hätte, so wollte ich, dass er mich vertilge, und wollte lieber zunichte werden, damit er nur nicht von mir gestört würde. Wenn aber das so ist wie jetzt, dass alles, was geschaffen ist, ein bisschen ewiges Wesen in menschlicher Natur hat und darin ewig stehen bleiben muss, so weiß ich nicht, wohin ich mich wenden soll, um einen Platz zu finden. Deshalb neige ich mich zurück in mich selbst, da finde ich den schlechtesten Platz, noch schnöder als die Hölle, denn meine Mängel treiben mich selbst hinaus. Aber ich will mich doch nicht aufgeben. Hierher will ich mich setzen und hier innen will ich wohnen, und ich begehre, Herr, dass du niemals mehr an mich denkst, und allen Kreaturen verbietest, sie sollen mich nimmer trösten, und allen meinen Kräften verbietest, es soll keine mehr vor dein Antlitz kommen, damit ich dich nicht störe. Der dritte Zorn der Seele ist darüber, dass sie Gott sein wollte, und darüber, dass nirgends eine Kreatur sei, wie Gott in seiner Ewigkeit war, bevor er Kreaturen erschuf, wodurch sie die göttliche Natur in der Einheit genießen könnte, wie er damals tat. Doch so sei ihm seine Liebe abhanden gekommen, denn es ist guten Dinges Art, dass es sich mitteilt. Der vierte Zorn ist, dass sie das reine Wesen rein sein wollte, und dass es also weder Gott noch Kreatur geben solle. Sie fragt, was denn die drei Personen in der Gottheit sollten und was die Kreaturen alle sollten. Doch sagt sie, es könnte keine Kreatur ohne ihr Werk sein. Darum müssten die drei Personen in der Gottheit sein, und sie sind Ursache der Kreaturen. Gott hat Gott erhoben: die Kreaturen, die er geschaffen hat, könnten ihn nicht erheben. Alles was die Kreaturen Gott tun, gehört ihnen selbst: das Lob, das sie Gott geben können, ist ihr eigenes…“

    Like

Hinterlasse einen Kommentar